Dienstag, 30. August 2011

Indigo-blau...


...sind alle meine Beutestücke von meiner zweitägigen Wanderung durch die Berglandschaft im Norden Vietnams mit Reisfeldern und kleinen Dörfern, in denen die ethnischen Minderheiten leben.


Ich muss gestehen, dass ich Haarband, Grütel und Tasche nicht gekauft habe, weil sie mir so gut gefielen. Vor 10 Jahren, ja, da wär das genau mein Fall gewesen – aber jetzt steh ich nicht mehr so auf diesen Stil...
ABER: die Frauen der ethnischen Minderheiten in den Dörfern um Sapa haben ihre Verkaufstrategie gut drauf:  Jeden Morgen wandern sie 11 Kilometer in die Stadt, wo die Touristen ankommen und wandern dann die 11 Kilometer mit ihnen wieder zurück in ihr Dorf. Auf diesem Weg freunden sie sich mit dir an, bieten ihre helfende Hand beim steilen Abstieg auf matschigem Weg, flechten dir Haarschmuck aus Gräsern und stellen die geübten englischen Fragen zu Herkunft und Alter. Tja und nach stundenlanger gemeinsamer Wanderung, da kaufst du dann eben – und zwar bitte von jeder deiner neuen Freundinnen ein Stück... und schwupp di wupp: schon bist du Besitzerin vieler blauer Web- und Stickarbeiten.

Sehr interessant fand ich, dass wir in den Dörfern auch den Entstehungsprozess der Handarbeiten sehen konnten. 

Treffpunkt der Frauen. Hier wird genäht und gestickt.
Seht ihr die blauen Hände? Das kommt vom Indigo.
Und hier wird der Stoff gewebt. Noch ist er weiß, aber vor dem Haus
wartet schon der Bottich mit der Indigofarbe.

Besonders fasziniert hat mich aber dieses kleine Pflänzchen:


Dieses unscheinbare kleine Grün ist die Indigopflanze.
Laut unserem Guide wird die Pflanze einfach in ein Fass mit Wasser gelegt und nach ein paar Wochen sieht das ganze dann so aus und man kann Stoff damit färben. Je nachdem wie lange diese Küpe steht, um so heller oder tiefer wird das Blau.



Ich würde das gerne mal selbst ausprobieren. Ich habe schon im www gesucht und werd nicht so recht schlau. In Deutschland wachsen wohl auch Pflanzen mit indigoiden Farbstoffen, wenn auch nicht die identischen wie in Asien. Aber meist ist von Zusätzen zum Wasser die Rede.
Kennt sich da jemand aus? Hat schon mal jemand mit Indigo gefärbt - nicht mit einem Pulver, sondern mit der Pflanze selbst? Geht es wirklich nur mit der Pflanze, oder muss noch was dazu - Pipi zum Beispiel... Dann überleg ich mir das nämlich doch noch mal, ob ich`s wirklich ausprobieren will :-)


3 Kommentare:

  1. Kostbare Dinge hast du dir mitgebracht, auch wenn du sie nicht tragen wirst. Wann bekommt man schon mal so authentisch Handwerk gezeigt, danke für den kleinen Bericht.
    Färberwaid heißt die Pflanze bei uns, ob sie ganz identisch ist mit Indigo, kann ich nicht sagen.
    Hier http://lavendelblau.blogspot.com/2011/08/farben-mit-frischen-waidblattern-ohne.html
    findest du einen parktischen versuch und noch viel mehr übers Färben.
    Blaue grüße von Karen

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  2. Ich bin begeistert..und diese Bilder könnten mich doch zum Nachdenken über eine Reise nach Vietnam bringen. Toll! Wie schön, dass es diese Handwerkskünste noch gibt auf unserer Welt. Mit dem Kauf dieser schönen Handarbeiten hast du in jedem Fall alles richtig gemacht.
    Zum Färben mit Indigo braucht man eine Küpe...(die muss aber nicht mit Urin gemacht werden) wir haben Perlleim, Ammoniak und Hydrosulfit dazu genommen. Das Rezept kann ich dir geben
    ...oder wir machen mal einen Färbetag!
    Gruß M.

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  3. Hihi, sowas ähnliches ist mir in Südvietnam auch passiert und seit 12 Jahren wundere ich mich über meine blaue Picknickdecke und meine blauen Müslischälchen obwohl ich blau überhaupt nicht mag.

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